Gerd Drüten, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion Wesel
Die SPD-Kreistagsfraktion verurteilt die Weigerung der Kooperation, in der Kreiskantine für einen behinderten Menschen einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz zu schaffen.
Das ist ein fatales Signal für alle behinderten Menschen im Kreis – die SPD-Fraktion im Weseler Kreistag übt scharfe Kritik am Beschluss von CDU, Grünen und FDP/VWG im Kreisausschuss, einem behinderten Menschen einen Job in der Kreiskantine zu verweigern.
„Damit disqualifizieren sich die vier Parteien, in Zukunft bei Themen wie Inklusion auch nur ansatzweise mitreden zu können“, zeigte sich der Fraktionsvorsitzende der Kreis-SPD, Gerd Drüten, nach der Sitzung geradezu fassungslos. Insbesondere die soziale Kälte der Grünen entsetzt Drüten. „Dass eine Grüne im Kreistag mal sagen würde, dass man nicht ‚für alles, wo sozial drauf steht, die Hand hebt‘ und man einem ’so Betroffenen‘ nur den Job geben wolle, damit der sich ‚wohler fühlen‘ könne, hätte ich nicht für möglich gehalten.“
Es sei ein ‚absolutes Armutszeugnis‘, so Drüten, dass die anderen Parteien der Kooperation das auch noch kräftig mit einer Vogel-Strauss-Position unterstützten, das könne doch der Landschaftsverband machen. „Dabei geht es hier lediglich über den kleinen Betrag von unter 700 Euro monatlich“, ärgert sich der SPD-Fraktionschef.
Man müsse zudem die weiteren positiven Effekte sehen, die die Einstellung haben kann – für die Arbeitsabläufe der Kantine, dem Wertigkeitsgefühl des Behinderten und dessen Integration in das „normale“ Alltagsleben. Und vielleicht schaffe er oder sie dann ja sogar den Sprung in einem festen Job. „Inklusion heißt Hürden abbauen und Chancen schaffen – nicht Mauern errichten.“
Hintergrund:
Die Kreisverwaltung hatte sich für die Einstellung einer Person ausgesprochen, die von dem psycho-sozialen Zentrum Spix e.v. aus in der Kreisverwaltung einen Arbeitsplatz erhalten sollte.
Vorgesehen war, dass die Person u.a. die Servierwagen mit Geschirr und Getränken für Besprechungen und Sitzungen fertigmacht, die entsprechenden Räume damit bestückt und sie dann nach den Sitzungen abräumt und in die Kantine zurückbringt.
Dafür sollte sie jährlich 8.346 Euro als Dienstleistungspauschale erhalten, die in den Kreishaushalt 2018 eingestellt würden.
Ein „betriebsintegrierter Arbeitsplatz“ ist für Menschen vorgesehen, die wegen ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung keinen Job erhalten, sonst nur in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung tätig sind, aber weiter angebunden an der Werkstatt in ein Unternehmen des „ersten“ Arbeitsmarktes vermittelt werden.