
Bürgerversicherung oder Kopfpauschale?
Diese Frage stellte sich am vergangenen Dienstagabend im Dinslakener Cityhotel. Vor ca. 70 anwesenden interessierten Bürgerinnen und Bürgern referierte mit Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach einer der renommiertesten Spezialisten auf dem Gebiet der Sozialversicherungen und Mitglied der Regierungskommission „Nachhaltigkeit in der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme“ die beiden heiß diskutierten Krankenversicherungssysteme der Zukunft.
Nach der Begrüßung und einführenden Worten des SPD Bürgermeisterkandidaten für die Stadt Dinslaken Dr. Michael Heidinger beschrieb der hochrangige Experte kompetent und mit hohem Sachverstand die derzeitige Lage der Sozialversicherungssysteme. Ausgehend von der Tatsache, dass seit 1970 ca. 10 Mio. Kinder nicht geboren wurden, die hätten geboren werden müssen um die sozialen Sicherungssysteme stabil zu halten beschrieb er die Situation, dass im Jahr 2040 die Bevölkerungszahl Deutschlands von 80 Mio. heute auf 72 Mio. zurückgehen und die Gesellschaft insgesamt im Durchschnitt deutlich älter werden wird als heute. Die Auswirkungen auf die Rentenversicherung sind leicht nachzuvollziehen.
Bezüglich der Frage nach Bürgerversicherung oder Kopfpauschale sprach er sich aus mehreren Gründen eindeutig für die Bürgerversicherung aus. Zu einen sei diese sozial deutlich gerechter, da sie nicht sozial Schwache und Rentner benachteilige und die Gefahr der Altersarmut bei Rentnerinnen und Rentnern im Gegensatz zur Kopfpauschale deutlich niedriger sei. Zum sei die Bürgerversicherung ein sich selbst tragendes und finanzierbares Modell, bei der Steuersubventionen, im Gegensatz zur Kopfpauschale, nicht notwendig seien. Diese Steuergelder sähe er lieber in die Bildung investiert, da die Pisastudie eindeutig ergeben habe, dass in Deutschland die Kinder einkommensschwacher Familien überproportional schlechte Leistungen in der Schule erbringen. Dies sei ein für Deutschland skandalöser Zustand. Die notwendigen strukturellen Veränderungen in der Sozialversicherung müssten zügig angegangen werden, da ansonsten eine zunehmende Teilprivatisierung der gesetzlichen Krankenkasse unumgänglich werde.
In der im folgenden von MdB Wolfgang Grotthaus moderierten Diskussion beantwortete Prof. Karl Lauterbach spezielle Fragen der ausgesprochen interessierten Anwesenden.
Abschließend fasste MdB Dr. Hans- Ulrich Krüger das gehörte nochmals in gewohnt prägnanter Form zusammen, wies darauf hin, dass der Faktor Arbeit in Zukunft nicht die alleinige Bemessungsgrundlage für die Sozialabgaben sein dürfe und äußerte seine Zufriedenheit darüber, dass dieses so wichtige und zukunftsweisende Thema vor dem Gang durch die politischen Gremien mit der Basis diskutiert werde. Er wies auf die entsprechenden Bürgersprechstunden der Politiker hin und motivierte die Bürgerinnen und Bürger diese wahrzunehmen und mitzuarbeiten.