Landrätin brüskiert ehrenamtliche Seniorenvertreter

Peter Kiehlmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender
Peter Kiehlmann, stv. Fraktionsvorsitzender

Am 19. September 2002 hatte die SPD-Kreistagsfraktion einen Antrag auf Einrichtung des Kreisseniorenbeirates gestellt.

Wir hatten dies mit einem Zitat aus dem Pflegebedarfsplan des Kreises Wesel wie folgt begründet: „Die Gesellschaft des Kreises Wesel befindet sich in einem demographischen Wandel. Der Bevölkerungsanteil älterer Menschen steigt rapide an. Diese Veränderungen der Bevölkerungszusammensetzung erfordert rechtzeitige sozialpolitische Maßnahmen, da das Altern und alte Menschen immer mehr in den Mittelpunkt des gesellschafts- und sozialpolitischen Handelns rücken werden. Es gilt Strukturen zu entwickeln und zu festigen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sind, aber auch die zunehmende Zahl älterer Menschen als Chance zu verstehen und die Erfahrungswerte und Ressourcen dieser Menschen in einem größeren Maß als dies bisher geschehen ist zu nutzen.“

Die SPD-Kreistagsfraktion hält hierfür die in den Städten und Gemeinden des Kreises Wesel gewählten Mitglieder der Seniorenbeiräte am besten geeignet, die Interessen ihrer Generation zu vertreten und die Sozialpolitik des Kreises Wesel positiv zu begleiten.

Der Sozialausschuss des Kreises Wesel hatte am 12. November 2002 mit den Stimmen aller Fraktionen die Kreisverwaltung beauftragt, eine Vorlage über die Einrichtung und Arbeitsweise eines Seniorenbeirates zu fertigen, welche als Entscheidungshilfe für die weiteren Beratungen dienen soll. Alle Fraktionen befürworteten bereits grundsätzlich die Einrichtung eines solchen Gremius beim Kreis.

Jetzt begründet die Landrätin ihre Ablehnung eines Beirates unter Hinweis auf die angespannte Haushaltslage damit, dass sie kostspielige Ideen und Anregungen aus einem solchen Gremium befürchtet. Eine bemerkenswerte Argumentation!
Sie spricht damit zum einen den Seniorenvertretern die notwendige Einsichtsfähigkeit und Kompromissbereitschaft ab. Zum anderen traut Frau Amend-Glantschnig dem Kreistag, dem sie selbst vorsitzt, offenbar nicht zu, mögliche Vorschläge eines Seniorenbeirates auch aus finanzieller Sicht angemessen zu bewerten.

„Die Landrätin brüskiert damit nicht nur zum wiederholten Male den Fachausschuss, sondern den gesamten Kreistag!“ so Peter Kiehlmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

„Unter Demokratie versteht sie offensichtlich, dass Gremien, die irgendwann einmal einen mit Kosten verbundenen Vorschlag machen könnten, am besten erst gar nicht eingerichtet werden sollten.“ , so Kiehlmann weiter.

In der Sache zeigt die Landrätin mit ihrer Argumentation, die offensichtlich nicht der Meinung des in der Verwaltung zuständigen Kreisdirektors Dr. Ansgar Müller entspricht, dass sie keine Ahnung vom Thema hat.
Seniorenbeiräte sind gerade dazu geeignet, ehrenamtlich Aufgaben wahrzunehmen oder zu unterstützen, die sonst von der Kommune finanziert werden müssten. Frau Amend-Glantschnig bräuchte sich nur bei der Rheinberger Bürgermeisterin Schreyer zu erkundigen, um ein ganzes Bündel an Beispielen zu hören für die Unterstützung und Entlastung durch die Arbeit der dortigen Seniorenvertretung.

Wir benötigen die Erfahrung und Meinung älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger auch, um neue Strukturen in der Pflege zu entwickeln. Wenn wir diese nicht entwickeln, werden in den nächsten Jahrzehnten vermehrt Altenheime entstehen. Die Finanzierung der Heimplätze ist dann eine Pflichtaufgabe der Sozialämter und würde die kommunalen Haushalte weiter handlungsunfähig machen.

Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung der Landrätin kontraproduktiv und ein Schlag ins Gesicht der engagierten älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im Kreis Wesel.

Beim Ehrenamtsfonds des Kreises Wesel im Jahr 2002 verlieh sie dem Rheinberger Seniorenbüroleiter Heinz Kiel den Sonderpreis für seine Seniorenarbeit in Rheinberg. Er macht seine Arbeit unentgeltlich, die Beiräte in den Kommunen ebenfalls.

Jetzt erweckt ihr Verhalten den Anschein, dass sie das Ehrenamt nicht wirklich ernst nimmt und unterstützt, sondern die Verleihung der Preise nur zur persönlichen Profilierung nutzt.